Perchten
Von Teufeln, Krampussen und Perchten
Wenn die Vorweihnachtszeit beginnt, erwachen im Alpbachtal alte Traditionen zum Leben. Jedes Jahr rund um den 05. Dezember ziehen unheimliche Gestalten durch Tirol: Das ist die Zeit der Krampus-, Teufel- und Perchtenläufe. Die wohl urigsten Formen davon kann man auch heute noch in der Ferienregion Alpbachtal sehen, vor allem Breitenbach am Inn ist hier ein Hotspot.
Was ist der Unterschied zwischen Perchten und Krampus?
In Tirol ist der Krampus unter verschiedenen Namen bekannt, darunter Teufel, Kramperl und Perchten. Es gibt jedoch feine Unterschiede zwischen diesen Bezeichnungen. Teilweise sind die Traditionen und Bräuche von Ort zu Ort unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass der Krampus und die Percht in der Vovrweihnachtszeit auftritt, der offizielle Krampustag ist der 05. Dezember, viele Veranstaltungen finden in Tirol aber auch schon ab Mitte November statt. Trotz ihres furchteinflößenden Aussehens werden sie in vielen Gegenden als Beschützer gegen das Böse angesehen. Eine verkleidete Gruppe, die an einem sogenannten "Krampuslauf" oder "Perchtenlauf" teilnimmt, wird als "Pass" bezeichnet.
Der Krampus wird traditionell als finsterer Begleiter von St. Nikolaus betrachtet. Im Gegensatz zum Nikolaus, von dem die Kinder Geschenke erhalten, kommt der Krampus mit Kette und Rute zu den Kindern, die das Jahr über nicht brav gewesen waren. Der Krampus wird in manchen Regionen auch Teufel genannt.
Im Gegensatz zum Krampus sind die Verkleidungen der Perchten mit Bratschengewändern anstatt mit Fell. Die Perchten sollen nach alter Überlieferung mit ihren Glocken die bösen Wintergeister vertreiben und sind somit glückbringende Beschützer.
Perchten in Breitenbach
Überall in den Dörfern werden die alten Bräuche rund um die finsteren Gestalten noch gelebt und gepflegt. Aber Brauch ist nicht gleich Brauch. Denn während in manchen Orten die „Perchten-Gruppen“ mit der Zeit gegangen sind, hält man sich andernorts noch streng an das überlieferte Wissen und die Traditionen.
Im Tiroler Unterland, in Breitenbach und den Nachbarorten Angerberg und Mariastein liegt die Wiege des schaurigen Brauchs. Das zumindest behaupten die Breitenbacher. Im dortigen Dialekt spricht man von den „Peaschtln“, die jedes Jahr um den 05. Dezember unterwegs sind. Als Pass bezeichnet man eine Gruppe.
Plastiklarven und Feuerzauber sind in Breitenbach verpönt. Stattdessen tragen die Breitenbacher originale Holzmasken und Bratschengewänder. Das augenscheinlichste Merkmal sind ihre kunstvollen Holzmasken, die Schnitzlegenden des Ortes mit viel Geduld und Erfahrung schufen. Diese können teilweise schon mehrere hundert bis tausend Euro kosten.
Nach uralter Sitte ziehen die Breitenbacher „Peaschtel Passen“, mit bis zu 30 Mann, angeführt von der Hexe von Bauernhof zu Bauernhof.
Dabei gibt es strenge Regeln: Alle Häuser werden in traditioneller Reihenfolge betreten.
In Breitenbach am Inn geht jeder Pass eine Hex' voran. Ihr folgen die Trommler mit großen Trommeln aus alten Tanks und hölzernen Trommel-Knitteln, dann folgen die Blaser mit Bock- oder Signalhorn und zum Schluss die Hupfer mit den riesigen Schellen und Glocken. Beim Ankommen am Hof wird laute „Musik gemacht“. Es wird kräftig getrommelt, geblasen und die Hupfer hüpfen so hoch sie können. Das bringt den Besuchten Glück und reiche Ernte.
„Je höher die Peaschtln hüpfen, desto höher wachsen das Getreide, der Mais, die Früchte und Feldpflanzen.“ Neben der guten Ernte hüpfen die Peaschtln eben auch für Glück und Gesundheit am Hof möglichst hoch. Die Hex' kehrt beim Rausgehen aus, so entfaltet der magische Brauch seine Wirkung.
Die neu ankommende Pass musiziert so lange vor dem Haus, bis die Hex der anderen Pass nach draußen kommt. So kann es schon mal sein, dass an einem Tag gut 20 Passen ein Haus aufsuchen.
Das "Peaschtl-Gewand"
Wir durften bei der Herstellung eines „Peaschtl-Gewands“ dabei sein und haben dafür Florian Hausberger in Breitenbach besucht, der uns einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht hat.
Die Peaschtl-Gewänder werden aus Maisflitschen handgefertigt. Die Herstellung beginnt mit dem Entfernen der Maiskolben von der Pflanze. Dann werden die Flitschen vom Maiskolben genommen, über Wochen getrocknet und danach am Hache-Brettl weiterverarbeitet. Die entstanden kleinen Büschel werden danach auf die Gewänder genäht.
Kaum zu glauben, aber jedes Gewand ist das Ergebnis von mindestens 50 Stunden handwerklicher Arbeit!