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Egon Schieles Blick auf Rattenberg

Am Schlossberg in Rattenberg wurde dem österreichischen Maler Egon Schiele ein besonderes Denkmal gesetzt, bei dem jeder ein Stück weit selbst zum Künstler wird.

Mit den Augen des Meisters

Die einzigartige Sichtweise eines Künstlers

Eine wenig bekannte Zeichnung von Egon Schiele eröffnet dem Betrachter einen besonderen Blick auf die historischen Dächer Rattenbergs. Am Schlossberg wurde damit dem österreichischen Maler ein besonderes Denkmal gesetzt, bei dem jeder ein Stück weit selbst zum Künstler wird.

 

Lange hat man die Darstellung mit der Stadt Krumau verwechselt.
Günther Moschig, Kurator der Stadtgalerie Wörgl

Rattenberg - Ein ganz besonderes Städtchen

 

Die einzigartige Atmosphäre ...

Rattenberg - Zwischen dem felsig vorspringenden Schlossberg und dem Inn eingebettet liegt die Stadt Rattenberg. Die Einwohnerzahl entlockt Großstädtern vermutlich ein Schmunzeln, denn sie ist mit ihren rund 420 Bewohnern und 11ha Gemeindegebiet die kleinste Stadt Österreichs. Auf dem Rundgang durch die historischen Gassen bemerkt man aber schnell, dass die Stadt nicht groß sein muss, um Großartiges anzubieten. Überall in den Straßen findet man familiär geführte Betriebe, darunter viele Glasschleifer, Graveure und Glasmaler. Gemütliche Straßencafés laden zum Verweilen ein.

Rattenberg Stadtzentrum | © Alpbachtal Tourismus

Geheimnisse aus der Vergangenheit

Eine etwas andere Landschaftsdarstellung

Hinter ihren mittelalterlichen Fassaden hält die Stadt einige Geheimnisse bereit. So ist auch wenig bekannt, dass Egon Schiele - einer der bedeutensten österreichischen Expressionisten - der Stadt ein gezeichnetes Denkmal setzte. Schieles Bild zeigt die Dachlandschaft Rattenbergs aus einer besonderen Perspektive, die er vom Schlossberg aus erhielt.

Nahezu jedes noch so kleine Detail, die Giebel, Kamine und auch die Fassaden scheinen unverändert.
Günther Moschig, Kurator der Stadtgalerie Wörgl

Ist in Rattenberg die Zeit stehen geblieben?

Eines seiner letzten Werke

"Lange hat man die Darstellung mit der Stadt Krumau verwechselt", erzählt Günther Moschig, der Kurator der Stadtgalerie Wörgl. "Aber es sind eindeutig die Dächer Rattenbergs." Erstaunlich ist, dass sich die Ansicht 100 Jahre später kaum verändert hat. "Nahezu jedes noch so kleine Detail, die Giebel, Kamine und auch die Fassaden scheinen unverändert. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein", erzählt Moschig.

Eher zufällig wurde man auf die Zeichnung aufmerksam. Ein Rattenberger brachte den Kunstkenner Mochig auf die Idee, dem Schielewerk nachzuforschen. Die Recherchen ergaben, dass das Bild 1917, ein Jahr vor Egon Schieles Tod, entstand. Schiele war nach Tirol gereist, um im Auftrag der k. u. k. Armee die Lebensmittellager des Militärs zu zeichnen. In Tirol waren diese in Brixlegg, Bozen und Bruneck. Die Zeichnungen waren als Tätigkeitsbericht für eine geplante Festschrift der Armee gedacht, die aber nie erschienen ist. Geblieben ist die Zeichnung von Rattenberg.

 

Schlossberg als Schauplatz für Egon Schiele

Kunst zugänglich für Jedermann

Damit bald jeder mit den Augen des Meisters auf die Stadt blicken kann, ist auf dem Schlossberg ein besonderer Aussichtsplatz errichtet worden. Auf Initiative von Günther Moschig hat Alpbachtal Tourismus dem Maler ein Denkmal gesetzt. Eine Kunstkopie der Zeichnung ist am Aussichtspunkt angebracht worden, damit der Betrachter das Werk Schieles direkt mit dem Original vergleichen kann und den Blickwinkel des Malers einnimmt. Ein Fotopunkt zeigt jene Stelle, wo einst Schiele stand. "So können Besucher das Motiv mit ihrer Kamera festhalten und sich mit dem Werk un der Stadt verewigen", erzählt Birgit Angermair von der Tourismusregion. 

Ein Künstler hinter Gittern?

Das Leben des Egon Schiele

Egon Schiele zählt neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den wichtigsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Bereits als Zehnjähriger stach er mit seiner einmaligen Begabung als Zeichner hervor. Der Durchbruch gelang ihm, als er mit seinem neuen radikalen Stil und seinen schonungslosen Darstellungen des menschlichen Körpers um 1910 für Furore sorgte. Egon Schiele starb 1918 im Alter von nur 28 Jahren an der Spanischen Grippe. Zu seinen wohl bekanntesten Werken zählen Akte und Selbstportraits, für die der Künstler wegen unsittlicher Darstellung sogar hinter Gittern saß. Weniger anstößig, aber nicht minder beeindruckend, sind seine Zeichnungen von Landschaften, die er aus hoch gewähltem Blickpunkt malte. Dazu zählt auch die Ansicht Rattenbergs, die jeder Besucher der Stadt bestaunen kann.

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